Prototypen
Legierungen zur Herstellung von Prototypen
Das Druckgussverfahren mit seinen Legierungen ist ein Verfahren, bei dem die Metallschmelze in einer extrem kurzen Zeit erstarrt. Dies hat ein feinkörniges metallurgisches Gefüge zur Folge, das zu den hervorragenden mechanischen Materialeigenschaften von Zinkdruckgussteilen führt. Folgerichtig haben Bauteile, die zwar aus der gleichen Legierung, jedoch anhand eines anderen Gießverfahrens (z.B. Schwerkraftgiessen wie Sand- und Kokillenguss) hergestellt wurden deutlich geringere mechanische Eigenschaften. Aufgrund der viel langsameren Abkühlung und der längeren Kristallisationszeit entsteht eine grobkörnige Struktur des Gefüges.
Prototypen, die besondere mechanische Eigenschaften aufweisen müssen, sollten deshalb aus einer anderen Zinklegierung hergestellt werden als für die Serienproduktion im Druckgussverfahren vorgesehen ist. Am häufigsten wird die Legierung ZP12/ZP1110 verwendet, weil die im Schwerkraftguss erreichte Zugfestigkeit den Werten für ZP2/ZP0430, ZP3/ZP0400 und ZP5/ZP0410 unter Druckgussbedingungen am Nächsten kommt. Doch es gibt wesentliche Unterschiede zwischen den anderen Eigenschaften der schwerkraftgegossenen ZP12/ZP1110 Prototypen und der aus druckgegossenen Bauteile in den Legierungen ZP2/ZP0430, ZP3/ZP0400 und ZP5/ZP0410.
Duktilität und Zähigkeit der aus ZP12/ZP1110 hergestellten Prototypen sind geringer. Dagegen sind Verschleißwiderstand und Kriechfestigkeit viel höher. Falls Duktilität und Zähigkeit bei Druckgussteilen in ZP2/ZP0430, ZP3/ZP0400 oder ZP5/ZP0410 entscheidend ist, kann ein Prototyp aus ZP27/ZP2720 gegossen oder maschinell hergestellt werden. Um eine Angleichung der Zugfestigkeit und der Duktilität zu erreichen, ist ein Tempern (Wärmebehandlung, 320°C) über einen Zeitraum von 3 Stunden empfehlenswert (gilt nur für die Legierung ZP27/ZP2720). Für ZP27/ZP2720 Prototypen sollte beachtet werden, dass diese Legierung aufgrund des Aluminiumsgehaltes möglichst nicht eingesetzt werden darf. Bei der mechanischen Bearbeitung (z.B. Schleifen) kann eine gefährliche Funkenbildung entstehen.
Bei der Überprüfung der physikalischen Eigenschaften, z. B. Wärmeleiteigenschaften eines Bauteils sollte die gleiche Legierung für den Prototyp verwendet werden, die auch für die Serienproduktion vorgesehen ist. Dies gilt gleichermaßen, wenn die Auswirkungen von langfristig wirkenden, moderaten Belastungen bei erhöhten Temperaturen bestimmt werden sollen (d.h. Kriechbeständigkeit).
Falls gleichzeitig neben den mechanischen Anforderungen, auch die gleiche Dichte des Druckgussteils wichtig ist, ist ein schwerkraftgegossener Prototyp in der Legierung ZP8/ZP0810 ein sinnvoller Kompromiss.
Wenn mehrere verschiedene Prüfverfahren mit unterschiedlichen Prüfkriterien am Bauteil erforderlich sind, ist eine Herstellung von Prototypen in verschiedenen Zinklegierungen und Verfahren erforderlich, um die Eignung zu überprüfen.
Falls mehr als eine Prüfung an einem Prototyp durchgeführt werden sollen, ist es zielführend, eine größere Anzahl von Komponenten aus unterschiedlichen Zinklegierungen herzustellen. Die entsprechenden unterschiedlichen Prüfbedingungen zeigen dann das richtige Prüfergebnis auf.
Die nachstehende Tabelle zeigt die mechanischen und physikalischen Eigenschaften der Legierungen ZP8/ZP0810, ZP12/ZP1110 und ZP27/ZP2720 im Schwerkraftguss.
Eigenschaften von sandgegossenen Zink/Aluminium/Kupfer-Legierungen, die am häufigsten für Prototypen verwendet werden
Kurzbezeichnung der Legierung | ZP2/ZP430 | ZP8/ZP0810 | ZP12/ZP1110 | ZP27/ZP2720 | ZL27 HB* |
Legierungsnummer | ZP0430 | ZP0810 | ZP1110 | ZP2720 | ZP2720 HB |
Zugfestigkeit MPa | 252 | 240-276 | 276-317 | 400-441 | 310-324 |
Dehnung % | 3 | 1-2 | 1-2 | 3-6 | 8-11 |
Streckgrenze (0.2%), MPa (1) | 177 | 200 | 207 | 372 | 255 |
Querkontraktionszahl (Poisson-Koeffizient) (1) | 0.3 | 0.32 | 0.32 | ||
Scherfestigkeit MPa | 227 | 255 | 290 | 228 | |
Härte Brinell (500-10-30) | 100 | 80-90 | 92-96 | 110-120 | 90-100 |
Schlagarbeit, Joule
(6,3mm x 6,3mm Vierkantprobe) |
7.4 | 20 | 25 | 47 | 58 |
Elastizitätsmodul GPa | 83.4 | 85 | 83 | 80 | 80 |
Druckstreckgrenze (0.1%) |
180 | 200 | 228 | 331 | 255 |
Ermüdungsfestigkeit, 108 Zyklen, MPa | 103 | 172 | 103 | ||
Dichte bei 21oC, kg/m3 | 6600 | 6300 | 6030 | 5000 | 5000 |
Thermische Ausdehnung bei 20-100oC, µm/mm/oC | 27.8 | 23.3 | 24.1 | 26.0 | 26.0 |
Thermische Leitfähigkeit bei 20oC, W/m/h/m2 | 104.7 | 114.7 | 116.1 | 125.5 | 125.5 |
Spezifische Wärmekapazität J/kg/oC bei 20-100oC | 418.7 | 435 | 450 | 525 | 525 |
Elektrische Leitfähigkeit % IACS | 24.7 | 27.7 | 28.3 | 29.7 | 29.7 |
Elektrischer Widerstand µΩ-cm bei 20oC | 6.85 | 6.2 | 6.1 | 5.8 | 5.8 |
Schmelztemperaturbereich, oC | 379-390 | 375-404 | 377-432 | 376-484 | 376-484 |
*HB = wärmebehandelt, 3 Stunden lang bei 320°C